derPlan … Bitte mehr Gelassenheit!

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this text is my contribution to the latest issue of derPlan, the chamber of architects and engineers’ periodical magazin. it is featured in the column „visionen“.

 

Bitte mehr Gelassenheit!

Its a big world out there, gentlemen. There is all kinds of families in it.“ (Daisy in Frank Miller’s Family Values)

Jonathan Gold, der bisher einzige Restaurantkritiker, der für seine Arbeit mit dem Pulitzerpreis ausgezeichnet wurde, sagte einmal über die Grundregeln der Kritik, es wäre die Pflicht des Kritikers, „sich seinem Objekt mit Aufgeschlossenheit, ehrlicher Neugierde und angemessenem kontextuellen Verständnis“ zu nähern.

Schöne Grundsätze für jede Art der kritischen Auseinanderetzung, sicherlich, aber gerade bei architektonischen Diskussionen kann man derzeit erstaunt beobachten, wie sie nach und nach über Bord geworfen werden. Gerade der intradisziplinäre Diskurs aber würde erheblich davon profitieren, wenn er von allen Beteiligten mit größerer Offenheit und professionellerer Gelassenheit geführt würde. Es besteht derzeit wahrlich kein Mangel an händeringenden Debatten über die Kernprinzipien der Architektur als Disziplin, aber warum können wir uns so schwer mit dem Gedanken anfreunden, dass architektonische Innovationen – wie auch in der Vergangenheit immer schon – gleichberechtigt in den verschiedensten ideologischen Bereichen erfolgreich vorangetrieben werden können?

Eine explizit sozial orientierte Architekturagenda zum Beispiel sei immer eine persönliche Entscheidung, und niemals Verpflichtung, sagt Alejandro Aravena und plädiert für „professional quality, not professional charity“. Wir alle sind dazu angehalten, uns mit unseren individuellen Interessen, Talenten und Fähigeiten für die Entwicklung einer zukunftsfähigen gebauten Umwelt einzusetzen. Und um die damit verbundnen zunehmend komplexen Herausforderungen zu meistern, bedarf es des konstruktiven und synergetischen Zusammenspiels aller architektonischen Arbeits- und Forschungsgebiete.